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FREE LIBYA – Stoppt die NATO-Aggressionskriege!

Libyen der Krieg und die wahren Hintergründe.

Von Bruce E. Levine
AlterNet, 25.08.11
Der US-Psychologe Bruce E. Levine fordert seine Landsleute auf, sich nicht länger einschüchtern
zu lassen, sondern die Herrschaft der US-Konzerne zu beenden.

Quelle Englisch : http://www.alternet.org/story/152158/3_things_that_must_happen_for_us_to_rise_up_an
d_defeat_the_corporatocracy?page=entire

Wenn sich die USA in einen Staat verwandeln sollen, der einer Demokratie näher kommt, muss zunächst Folgendes passieren: 1. Wir müssen erkennen, wie sehr wir unterdrückt werden, 2. pragmatische Taktiken, Strategien und Lösungen entwickeln und 3. die nötige „Kraft für den Kampf“ sammeln.
Die Mehrheit der US-Amerikaner opponiert gegen die Korporatokratie, also gegen die Herrschaft riesiger Konzerne, die einer äußerst wohlhabenden Elite gehören, die ihre Interessen von einer Regierung durchsetzen lässt, die nur aus Komplizen der Konzerne besteht; leider haben viele von uns die Hoffnung bereits aufgegeben, dass wir diese Tyrannei abschütteln könnten. Von denjenigen unter uns, die noch politisch aktiv sind, konzentrieren sich zu viele auf die erste der genannten Voraussetzungen – auf die Verbreitung des Wissens über die Art unserer Unterdrückung. Diese Konzentration auf nur eine Voraussetzung, kann unsere gefühlte Hilflosigkeit sogar noch vergrößern. Es sind die beiden anderen Voraussetzungen, die unserem Team Demokratie Kraft und Energie verleihen, und es zum Handeln ermutigen könnten, damit dieses Team nicht am Tabellenende der Liga der politischen Kräfte der USA stehen bleibt.

 

1. Kenntnisse über die Art unserer Unterdrückung erwerben

 
Harriet Tubman arbeitete als Fluchthelferin der Underground Railroad (einer Hilfsorganisation, die von etwa 1810 bis zum Ende des Sezessionskrieges in den USA entlaufenen Sklaven half, aus den Südstaaten in die Nordstaaten der USA oder nach Kanada zu fliehen, s. http://de.wikipedia.org/wiki/Harriet_Tubman ); sie nahm auch am Handstreich der Armee der Nordstaaten am Combahee River teil, durch den mehr als 700 Sklaven befreit wurden (s. http://en.wikipedia.org/wiki/Combahee_River ). Im Rückblick auf ihren Einsatz als Freiheitskämpferin stellte Frau Tubman fest: „Ich habe eintausend Sklaven befreit. Ich hätte weitere tausend befreien können, wenn ihnen nur bewusst gewesen wäre, dass sie Sklaven waren.“ Das Erkennen der Wahrheit über die Unterdrückung in der Korporatokratie allein verhilft noch nicht zu Freiheit und Gerechtigkeit, es ist aber absolut notwendig.

Wir werden von mehreren „industriellen Komplexen“ beherrscht, nicht nur vom militärischindustriellen Komplex, sondern auch von Finanzkonzernen, Nahrungsmittelkonzernen, Pharmakonzernen, von der (in den USA weitgehend privatisierten) Gefängnisindustrie (s.
http://www.arap.so36.net/pas/pic/pic5.html ) und von anderen Konzernen; unsere Unterdrückung ist so vielfältig, dass es fast unmöglich ist, ihre sämtlichen Erscheinungsformen zu durchschauen. Die durch Meinungsumfragen eruierte gute Nachricht ist, dass – dank unabhängiger Medien oder wegen des noch vorhandenen gesunden Menschenverstandes die Mehrheit der US-Amerikaner genug über die Kriege in Afghanistan und im Irak, über die Entschuldung der Wall Street und andere Raubzüge weiß, um die Machenschaften der Korporatokratie zu durchschauen. In Bezug auf den militärisch-industriellen Komplex zeigen Umfragen über den Irak-Krieg (s. http://www.pollingreport.com/iraq.htm ) und über den Afghanistan-Krieg (s. http://www.pollingreport.com/afghan.htm ), dass die meisten US-Bürger diese Krieg ablehnen, weil sie genug darüber wissen. Als in einer von CBS News und der New York Times im Januar 2011 durchgeführten Umfrage nachgefragt wurde, ob zur Verringerung des Haushaltsdefizits bei den Militärausgaben, bei der Gesundheitsfürsorge oder bei der Sozialversicherung gekürzt werden soll, entschieden sich 55 Prozent für die Militärausgaben, 21 Prozent für die Gesundheitsfürsorge und nur 13 Prozent für die Sozialversicherung (s. http://www.cbsnews.com/8301-503544_162-20029119-503544.html ).

Leonard Cohen singt: “Everybody knows that the deal is rotten.”(Jeder weiß, dass [in den USA] etwas faul ist.“ (Der Text seines Songs ist aufzurufen unter http://www.lyricsfreak.com/l/leonard+cohen/everybody+knows_20082809.html .) Vielleicht noch nicht jeder einzelne, aber fast alle wissen das.
Was wissen die meisten aber noch nicht?

 

2. Pragmatische Taktiken, Strategien und Lösungen entwickeln

 

Zusätzlich zu Kenntnissen über die von der Korporatokratie geschaffene wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeit ist es auch notwendig, sich über Strategien und Taktiken zu informieren, mit denen unterdrückte Menschen in der Vergangenheit die Tyrannei überwunden und sich ihren Anteil an der Macht verschafft haben.
Sogar schon vor der von Republikanern und Demokraten – mit den Schlagworten „Kein Kind darf zurückbleiben“ und „Aufsteigen an die Spitze“ – gemeinsam betriebenen Bildungspolitik, die das in den Schulen gelehrte Fach Sozialkunde stark beschnitten hat, lernten die US-Amerikaner während ihrer Schulzeit kaum Möglichkeiten des zivilen Widerstandes kennen und erfuhren sehr wenig über Taktiken und Strategien, mit denen sich unterdrückte Völker in der Vergangenheit befreit haben.

Wer sich einen umfassenden Überblick über die Taktiken und Strategien verschaffen will, mit denen sogar repressivere Regime als das gegenwärtig in den USA herrschende überwunden werden konnten, sollte den Essay „From Dictatorship to Democracy“ (Von der Diktatur zur Demokratie, s. http://www.aeinstein.org/organizations/org/FDTD.pdf ) lesen, in dem der politische Theoretiker und Soziologe Gene Sharp fast 200 „Methoden gewaltfreien Widerstands“ aufgelistet hat. In den von Sharp erfassten 49 „Methoden zur Verweigerung der Zusammenarbeit in der Wirtschaft“ werden über 20 verschiedene Streikformen aufgeführt. Unter seinen 38 „Methoden zur Verweigerung der Zusammenarbeit in der Politik“ verzeichnet er 10 Taktiken des „Widerstands von Bürgern gegen Anordnungen der Regierung“, neun Akte staatsbürgerlichen Ungehorsams und sieben „Widerstandshandlungen von Regierungsbediensteten“. Nichts trug schließlich mehr zur Beendigung des Vietnam-Krieges und zur Rettung der Leben vieler GIs und Vietnamesen bei, als die tapferen Aktionen kritischer US-Soldaten, die sich weigerten, mit dem militärischen Establishment der USA zu kooperieren. Weitere Details dazu finden sich in David Zeiglers Dokumentarfilm „Sir!No, Sir!“ (s. http://www.sirnosir.com/the_film/synopsis.html )

 

Einen geschichtlichen Rückblick auf „die zersetzende Kraft des Widerstandes“ und den Einsatz zersetzender Taktiken beim Anfachen der Revolution in den englischen Kolonien in Nordamerika, im Kampf um die Abschaffung der Sklaverei, in der Arbeiterbewegung, und anderen demokratischen Bewegungen liefert die Soziologin Frances Fox Piven in ihrem Buch „Challenging Authority: How Ordinary People Change America“ (Die Mächtigen herausfordern: Wie einfache Bürger die USA verändert haben, s. http://www.logosjournal.com/issue_7.1/block.htm ). Frau Piven beschreibt, wie „ganz normale US-Bürger in außergewöhnlichen politischen Situationen Macht ausüben können, wenn sie sich voller Wut und Hoffnung erheben und den Regeln widersetzen, die normalerweise ihr tägliches Leben einengen, und so die repressiven Institutionen lahmlegen, denen sie bisher ausgeliefert waren“. Während der Weltwirtschaftskrise, als die Arbeitslosigkeit in den USA bei über 25 Prozent lag, standen Arbeiter eine außergewöhnlich große Anzahl langer Arbeitskämpfe durch; dazu gehörte auch der Sitzstreik in der Stadt Flint in Michigan (s. http://en.wikipedia.org/wiki/Flint_Sit-Down_Strike ), der Ende 1936 begann, als Arbeiter eine Fabrik von General Motors besetzten, um die Anerkennung ihrer Gewerkschaft United Auto Workes als Partner in Tarifverhandlungen durchzusetzen. Zu ihrem berühmten Sieg wurden sie von vorausgegangenen, weniger bekannten, aber ebenfalls erfolgreichen Arbeiter-Streiks inspiriert. Mit Mut und Solidarität durchgeführte intelligente Streiktaktiken lassen sich auch am 1934 in Minneapolis durchgeführten Streik der Lastwagenfahrer studieren (s.
http://www.youtube.com/watch?v=ys2VGCtMipY ).

 

Ein Beispiel für „die Wirkung kreativer Macht“, die der Geldelite einen Riesenschrecken einjagte und beinahe zu einem triumphalen Sieg über sie verholfen hätte, beschreibt der Historiker Lawrence Goodwyn in seinem Buch „The Populist Moment“ (Die Stunde des Volkes, s. http://www.ratical.org/corporations/PMSHAGAintro.html ). Goodwyn betrachtet die Populist Movement, den Aufstand der Farmer am Ende des 19. Jahrhunderts, als größte demokratische Bewegung in der Geschichte der USA. Die „Populisten“ und ihre Hauptorganisation, die sie „Alliance“ (Bündnis) nannten, schufen Kooperativen, die sie ökonomisch autark machten. Es gelang ihnen, in großen Teilen der USA Zustände zu schaffen, die einer Demokratie sehr nahe kamen. Goodwyn sagt dazu:,“Ihre Bemühungen, die zögernd und unkoordiniert begannen, nahmen bald Gestalt an und entwickelten sich zu einer Kraft, die sich als koordinierte Massenbewegung über alle US-Staaten ausbreitete.
Millionen glaubten fest daran, dass noch zu ihren Lebzeiten ein grundlegender Wandel der Gesellschaft möglich sei.
In meinem Buch „Get Up. Stand UP.“ (Steht auf und erhebt euch endlich!) heißt ein Kapitel „Winning the Battle: Solutions, Strategies, and Tactics“ (Wie wir die Schlacht gewinnen können: Lösungen, Strategien, und Taktiken). Eins meiner Hauptanliegen in diesem Buch ist die Feststellung, dass uns in den heutigen USA neben ausgeklügelten Taktiken und Strategien vor allem die Moral fehlt, die notwendig wäre, um diese Taktiken und Strategien umzusetzen. Deshalb gibt es auch das Kapitel „Energy to Do Battle: Liberation Psychology, Individual Self-Respect, and Collective Self-Confidence“ (Wie wir Kraft für die Schlacht sammeln können: Psychologie der Befreiung, persönliche Selbstachtung und kollektives Selbstbewusstsein).

 

3. Kraft für die Schlacht sammeln

 

Das Geld der Elite und der Einfluss, der damit erkauft werden kann, sind äußerst starke Waffen. Deshalb ist es verständlich, wenn so viele Menschen, die sich unterlegen und demoralisiert fühlen, ihre Schwäche auf ihren Geldmangel und nicht auf ihre fehlende Moral zurückführen. Wir müssen uns jedoch klarmachen, dass im Kampf und besonders im Klassenkampf, wenn es an Geld fehlt, die Moral besonders wichtig ist.
Aktivisten sind immer wieder frustriert, weil die Aufklärung über Lügen, Betrügereien und Unterdrückungsmechanismen die Menschen nicht zum Handeln anspornt. Weil ich selbst seit mehr als 25 Jahren mit unterdrückten Menschen arbeite, überrascht es mich nicht, dass Personen oder Gesellschaften, die schon so lange in der Scheiße stecken, psychologisch zu angeschlagen sind, um sich zum Handeln aufraffen zu können. Es gibt sehr viele US-Amerikaner, die durch jahrzehntelange persönliche und politische Niederlagen, Finanznöte, soziale Isolierung und den täglicher Umgang mit unpersönlichen und unmenschlichen Institutionen so eingeschüchtert wurden, dass sie nicht mehr die Energie für politische Aktionen aufbringen können.

Andere Beobachter unterjochter Gesellschaften haben dieses Phänomen der Unterwerfung, das sich als Demoralisierung und Fatalismus äußert, ebenfalls festgestellt. Paulo Freire (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Paulo_Freire ), der brasilianische Pädagoge und Autor des Buches „Die Pädagogik der Unterdrückten“ und Ignacio Martin-Baró (s.
http://en.wikipedia.org/wiki/Ignacio_Mart%C3%ADn-Bar%C3%B3 ) aus El Salvador, der die Bezeichnung „Psychologie der Befreiung“ geprägt hat,“ haben sich mit diesem psychologischen Problem ebenso befasst, wie der von vielen Menschen auf der ganzen Welt verehrte Sänger und Poet Bob Marley (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Bob_Marley und http://www.youtube.com/watch?v=q7iXcKKpdx0&feature=related ). Viele US-Amerikaner schämen sich zuzugeben, dass auch wir nach Jahren der Unterwerfung unter die Korporatokratie eine Haltung entwickelt haben, die Marley „geistige Sklaverei“ genannt hat. Wenn wir diese Realität nicht akzeptieren, werden wir von dieser schlimmen Krankheit nicht geheilt werden, die ich „Unterdrückungssyndrom“ oder „Korporatokratie-Seuche“ nenne, und uns deshalb nicht – wie von Marley gefordert – von der „geistigen Sklaverei“ befreien können.

Unabhängig davon, ob jemand von seinem Ehepartner oder von der Korporatokratie unterdrückt wird, gibt es Parallelen in dem Befreiungsprozess, der einsetzt, wenn man Gelegenheiten zur inneren Festigung nutzt und genug Kraft sammelt, um die Heilung in Gang zu setzen. Dieser schwierige Prozess erfordert das ehrliche Eingeständnis, dass man unterdrückt wird. Man sollte sich nicht dafür schämen, dass man bisher an das Lügengeflecht der Korporatokratie geglaubt hat, und es ist auch hilfreich, Mitleid und Verständnis für diejenigen zu haben, die immer noch daran glauben. Die Schwindler, mit denen wir es tun haben, sind meistens sehr gut im Lügen. Es hilft, wenn man sich in dieser misslichen Lage einen Sinn für Humor bewahrt, verlässliche Beziehungen pflegt und alle sich bietenden Gelegenheiten ergreift, die häufig durch die Arroganz der Unterdrücker entstehen.
Damit demokratische Bewegungen genug Energie entwickeln können, um in Gang zu kommen, sind bestimmte psychologische und kulturelle Bausteine erforderlich. Die von Goodwyn untersuchten „Populisten“ in den USA, die Solidarność in Polen und andere demokratische Bewegungen haben herausgefunden, dass „individuelle Selbstachtung“ und „kollektives Selbstbewusstsein“ die kulturellen Grundvoraussetzungen für die Entstehung einer demokratischen Massenbewegung sind. Ohne individuelle Selbstachtung trauen sich die Menschen nicht zu, über genug Würde zu kluger Machtausübung zu verfügen, und unterwerfen sich auch weiterhin widerstandslos der Machtelite. Ohne kollektives Selbstbewusstsein glauben die Menschen nicht, dass sie es schaffen können, ihren Herrschern die Macht zu entreißen. Die „Schlachtfelder der Demokratiebewegung“ sind unsere Schulen, unsere Arbeitsstellen und alle öffentlichen Orte, an denen wir das kollektive Selbstbewusstsein täglich stärken können.

Keine demokratische Bewegung kann ohne Entschlossenheit, Mut und Solidarität erfolgreich sein; weil die moderne Soziologie diese nicht quantifizierbaren wichtigen Variablen aber einfach ignoriert, sind diejenigen, die ihre Erfahrungen nur an Universitäten und nicht auf der Straße gesammelt haben – wie (der Jesuit Ignacio) Martin-Baró (s. http://en.wikipedia.org/wiki/Ignacio_Mart%C3%ADn-Bar%C3%B3 aufgezeigt hat – „blind für die wichtigsten Grundbedingungen der menschlichen Existenz“. Große Wissenschaftler entdecken gerade wieder, wie wichtig nicht quantifizierbare Variablen für bestimmte Bereiche des Lebens sind. In Albert Einsteins Büro in Princeton hing folgende Maxime an der Wand: „Nicht alles was zählt, kann gezählt werden, und nicht alles was gezählt werden kann, zählt!“

Im Kampf gegen den Korporatokratie ist kritisches Denken erforderlich, das befähigt, einige hässliche Wahrheiten über die bestehende Realität zu erkennen. Dieses kritische Denken ist absolut notwendig. Ohne kritisches Denken läuft man Gefahr, sich nur auf taktische Spielchen einzulassen, die alles nur noch schlimmer machen. Zum kritischen Denken gehört auch die Fähigkeit, den eigenen Pessimismus zu hinterfragen, weil dieser den eigenen Willen und die Motivation zerstören kann. Ein kritisch denkender Mensch erkennt, dass Negativismus Untätigkeit verursacht, die auf die Aufrechterhaltung des Status quo hinausläuft. Antonio Gramsci (1891-1937, s. http://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Gramsci ), ein politischer Theoretiker und marxistischer Aktivist, der unter Mussolini eingesperrt war, konterte „den Pessimismus des Intellekts mit dem Optimismus des Willens“ und inspirierte mit seiner These viele kritische Denker, darunter auch Noam Chomsky.
Kann man Hoffnung haben, ohne ein unverbesserlicher Optimist zu sein? Bis kurz vor dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums haben die meisten US-Amerikaner dieses Ereignis für unmöglich gehalten; sie haben nur die Massenresignation und die ausgeprägten Kontrollmechanismen in der Sowjetunion gesehen. Die Arbeiter der Leninwerft in der polnischen Stadt Danzig haben die sowjetischen Herrscher und ihre kommunistische Partei aber nicht für so allmächtig gehalten, wie das die US-Amerikaner taten. Und so wurde durch die Solidarität der polnischen Arbeiter, die sich einfach weigerten, ihre Werft zu verlassen, in ganz Osteuropa eine Stärkung der Moral bewirkt, während das russische Imperium gleichzeitig durch andere Ereignisse (wie die Niederlage der Roten Armee in Afghanistan) geschwächt wurde.

Die Bürger Islands haben sich gerade geweigert, der Aufforderung der globalen Finanzindustrie nachzukommen und mit ihren Steuern die Defizite ihrer Banken auszugleichen, die ihr Land erst in finanzielle Schwierigkeiten gebracht haben. In einem Referendum im März 2010 haben 93 Prozent der Isländer die Bezahlung der Verluste ihrer Banken abgelehnt und eine Verfassungsänderung gefordert, die ihren Staat aus der Fängen der internationalen Finanzinstitutionen befreien wird. Darüber wird ihr Parlament nach der nächsten Wahl abstimmen. Eine partizipatorische Demokratie (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Partizipatorische_Demokratie ) ist also wirklich machbar.
Aus dem Arabischen Frühling im Jahr 2011 und aus anderen Perioden der Geschichte können wir die Lehre ziehen, dass tyrannische und inhumane Staaten häufig zerbrechlicher sind, als sie zu sein scheinen. Wenn wir uns mit etwas Glück und der nötigen Moral zum Handeln entscheiden könnten, wäre jetzt manches möglich. Wir wissen nie im Voraus, wann die Zeit reif für historische Veränderungen ist. Deshalb müssen wir jeden einzelnen Tag nutzen, um durch Stärkung unserer individuellen Selbstachtung und unseres kollektiven Selbstbewusstseins zu unserer Entschlossenheit, unserem Mut und unserer Solidarität zurückzufinden.

 

 

 

 

 

Bruce E. Levine ist klinischer Psychologe (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Klinische_Psychologie ) und Autor des Buches „Get Up, Stand Up: Uniting Populists, Energizing the Defeated, and Battling the Corporate Elite“ (Steht auf und erhebt euch: Populisten und Unterdrückte, vereinigt euch und kämpft gemeinsam gegen die Herrschaft der Konzerneliten), Chelsea Green, 2011. Seine Website ist aufzurufen unter www.brucelevine.net

(Wir haben den Mut machenden Artikel komplett übersetzt und mit Ergänzungen und einigen zusätzlichen Links im Klammern versehen)